Samstag, März 13, 2010

Fische

Elf Keilfleckbärblinge, fünf Pandas, ein Phantomsalmler und drei Blauwelse, das war bis vor etwa zwei Monaten noch der Bestand des 160 Liter Aquariums, das sich seit Weihnachten etwas über Bodenhöhe neben der Treppe und unter den DVD-Regalen im Wohnzimmer befindet.


Der Salmler ist das traurige Überbleibsel eines ganzen Schwarm, er scheint sich aber so wohl bei den Bärblingen zu fühlen, dass die Strapazen einer Umsiedlung nicht sinnvoll wären. Aus den fünf Pandawelsen sind vier geworden, keine Ahnung, warum der eine seine Barteln abgegeben hat.

Aber aus den drei Welsen, jeder etwa fünfzehn Zentimeter lang, sind über hundert geworden.

Es stellte sich heraus, dass Franz, mein ältester Weggefährte (er hat über dreizehn Jahre mehrere Umzüge mitgemacht), eigentlich ein Weibchen ist, ganz klar zu erkennen beim Vorgang des Eierlegens. (Sie war also ihr Leben lang ein Transwestit, anders kann ich mir nicht erklären, wie sie unentdeckt unter dem Namen Franz von Becken zu Becken leben konnte.)

Zwei Gelege hat Franz abgelegt, alle geschlüpft, nun tummeln sich über hundert Babywelse im Becken, sodass ich ein kleines Aufziehbecken einrichten musste. Zur Fütterungszeit sieht es darin aus wie in einem Blutegelbecken: duzende kleine, kaulquappenartige Fischjunge fallen über die Tabletten her und balgen um Algen, als ob es kein Morgen gäbe.

Franz ist kurz nach dem Schlüpfen des zweiten Geleges gestorben. Ihr sind wohl die Strapazen zweier Geburten innerhalb kurzer Zeit zu viel geworden. Der Papa der Sippe, Francesco, hat sich dafür aufopfernd um seinen Nachwuchs gekümmert, die Höhle bewacht, das Nest sauber gehalten, "Feinde" verscheucht; ein wahres Vorbild.

Aber was mach ich jetzt mit über hundert Fischen? Ich müsste das ganze Wohnzimmer unter Wasser setzen, um ihnen einen angemessenen Lebensraum bieten zu können..

Wer also gerade daran denkt, sich ein Aquarium einzurichten, Welse bitte nicht kaufen, sondern mir sagen! Ach ja, und sie sind wunderschön!

Freitag, Februar 19, 2010

Hobbyist von Beruf


Wie schön wäre es doch, nie wieder arbeiten zu müssen! Nur noch das tun, was man will, nie mehr das, was man muss, und am liebsten alles tun, was man kann, aber nicht darf.
Der Traum vom Nichtstun, vom Schlaraffenland, in dem Honig statt Wasser in den Bächen fließt, ist so alt wie Gottes gemeine Worte: "Im Angesicht deines Schweißes sollst du dein Brot essen, bis du zum Ackerboden zurück kehrst (du nichtsnutzige, faule Menschensau du)!" (Genesis 3, 19.)

Wir müssen nun mal arbeiten, daran führt, zumindest für die meisten von uns, kein Weg vorbei. Und ja, das betrifft auch mich, auch wenn ich im Winter oft eher Däumchen drehe, weil aufgrund der jährlichen, jahreszeitlich bedingten Winterpause fast keine Jobs reinkommen.

Nun hab ich mir ja eine Arbeit gesucht, die mir wirklich Spaß macht, die ich gern mache und die ich gegen keine andere Arbeit tauschen möchte. Als Continuity verdiene ich mein Geld, bin auf Filmsets immer wirklich mitten im Geschehen, anstatt Zaungast zu bleiben, ohne dabei den Druck zu haben, große Entscheidungen fällen zu müssen; das dürfen ruhig meine Chefs machen, der Regisseur am Set in erster Linie, und der Produktionsleiter im Hintergrund. Ich kann also zufrieden sein.

Nur, dass ich eigentlich mehr möchte. Jedes Jahr kommt irgendwann der Punkt, an dem ich mir denke: "Eigentlich wolltest du doch selber Filme machen! Und jetzt arbeitest du für andere, damit deren Visionen zustande kommen." Das ist, wie gesagt, nicht schlimm, aber es wurmt mich, vor allem auch deshalb, weil ich in den Wintermonaten, in denen ich genügend Zeit hätte, eigene Projekte voran zu treiben, meist wie gelähmt bin und überhaupt nichts auf die Reihe kriege. Der Gedanke "was ich nicht alles tun sollte" führt einzig dazu, dass ich mit meinem Hintern auf den Händen sitzen bleibe.

Mein Hobby habe ich zu meinem Beruf gemacht, aber weitergehen tut gar nichts. Und darum mache ich meinen Beruf jetzt wieder zum Hobby.

Das bedeutet nicht, dass ich meinen Job als Continuity an den Nagel hänge, ganz im Gegenteil. Job ist Job und ist nötig wegen Kohle zum Heizen und warmen Zehen und so. Aber das Selberfilmemachen soll wieder einen anderen Stellenwert bekommen.

Es soll Spaß machen, wenn ich mich hinsetze um eine verrückte Geschichte zu schreiben, in der zwei Typen die Welt retten, indem sie eine DVD in den Videoladen zurück bringen. Ich will Lust haben auf kleine, wilde Lowbudget Drehs, die null Kohle bringen, aber bei denen man mit motivierten Leuten zu tun hat! Und ich will keinen Druck mehr haben, dass ich "endlich meinen nächsten Film machen muss"! - Davor lauf ich sowieso immer davon, also wozu sich quälen?


Schreiben als Hobby bedeutet, dass ich es machen kann, wenn ich Lust habe, und wenn ich keine Lust habe, habe ich keinen Druck. Ist doch schön. Wozu leb ich denn sonst?!

Und sterben werde ich sowieso.

Wünscht mir Glück!

Mittwoch, Februar 17, 2010

Regen, genial!

Es ist erst eine halbe Stunde her, dass ich aus dem Bett gestiegen bin, und schon habe ich etwas gelernt! Seit über fünf Jahren lektoriere ich nun schon Drehbücher, schreibe selbst, kenne mich, ohne anzugeben, ganz gut aus mit der Materie.

Doch heute ist mir ein Knopf aufgegangen, Dank Herrn William C. Martell, seines Zeichens Hollywoodautor für B-Movie Actionfilme, dessen Scriptwriting Tips ich seit einiger Zeit verfolge, und gleichermaßen Dank Herrn Kollegen Christian Genzel, der mich auf dessen Blogseite überhaupt erst gebracht hat.

Es geht um Konflikt. Soviel ist klar. Ein Film lebt davon, dass es einen Helden gibt, der etwas erreichen will, und was ihm dabei im Wege steht, ist der Konflikt, der das Ganze dramatisch macht.

Nach der Lektüre vielleicht duzender Drehbuchanalyse- und -schreibanleitungen (schreibt man das so?!?) war ich immer der Meinung, Konflikt entstehe durch das Aufeinandertreffen von Charakteren. Das ist schließlich auch die landläufige Auffassung des Wortes Konflikt - es geht dabei scheinbar immer um Menschen, ob im Krieg oder unter Nachbarn.

In Martells watscheneinfachem Beispiel für Konflikt, kommt nun aber nur eine einzige Person vor, eine Offenbarung für mich! Ich oute mich jetzt wahrscheinlich als ignoranter Hinterwäldler, weil das wohl jeder ohnehin schon längst weiß, was mir erst jetzt klar wurde:

Es braucht keine Personen, um Konflikt entstehen zu lassen.
Es genügen widrige Umstände. ("Ahh, jaja, eh klar, natürlich..")

Hier kurz zusammen gefasst das Beispiel aus den Script Tips, weil´s so schön einfach ist:
1. Ein schöner Tag im Freien, die lieben Vöglein singen neben der leeren Landstraße. Ein Typ wechselt einen Autoreifen am Straßenrand. Als er fertig ist, steigt er ein und fährt weg.
2. Es gießt in Strömen, dichter LKW-Verkehr donnert über die Autobahn, die Sicht ist gleich Null. Ein Typ wechselt einen Autoreifen am Straßenrand. Als er fertig ist, steigt er ein und fährt weg.

Allein die Rahmenbedingungen zu verändern erzeugt Spannung und Konflikt. Denn dramatischer Konflikt ist nicht an Menschen gebunden, er entsteht allein durch Widerstände, die es dem Helden schwerer machen, sein Ziel zu erreichen. Heureka!

Donnerstag, Februar 11, 2010

Namen, Namen, so viele Namen

Wer anfängt, eine Geschichte zu schreiben, kennt das Problem. Die Idee ist bereits in ein paar kurze Worte gefasst, die Figuren haben ihre grundlegenden Eckpunkte in der Story zugeordnet, aber wenn man sich diese ein bis zwei Seiten dann durchliest, kennt man sich selbst schon nicht mehr aus:

Typ raubt Bank aus, Cop nimmt Verfolgung auf. Anderer Typ steigt aus Versehen ins Fluchtauto vom ersten Typ ein, das er für ein Taxi hält. Cop und Kollege folgen falschen Taxi, lernen dabei nettes Mädchen kennen. Typ 1 - der Bankräuber - liefert Typ 2 (den anderen) zu Hause ab, wo der Cop und dessen Kollege schon warten, denn das Mädchen ist die Schwester von Typ 2...

Naja, und so weiter eben. Ein Absatz geht ja gerade noch, aber eine Seite ohne Namen ist wie eine Seite ohne Inhalt: Man verliert beim Lesen das Interesse fast schneller als den Überblick.


Also her mit Namen: Jack, John, Jim, Jason, Jakob, Charlie, Chan und das ist nur ein kleiner Teil des amerikanisch verseuchten Alphabets. Da aber der Deutsche Film eher ungern mit anglizistisch klingenden Namen arbeitet, braucht es wohl andere Namen.

Zum Glück gibt es Abkürzungen - die freilich manchmal länger dauern als der eigentliche Weg: Hier eine kurze Liste mit Namensgeneratoren für verschiedene Zwecke:

Heroic Name Generator
Der Anfang aller Namen. Jede Story braucht einen Helden, hier ist sein Namen:
Cody Steel! oder Steve March! (naja) oder Kip Strongblade! Eh schon wissen.

Mikronationaler Namensgenerator
Wähle ein Land und die Anzahl der Vor- und Nachnamen; etrem hilfreich, nur Österreich ist nicht dabei.
Ergebnis: Olaf Peter Kohlmann-Fischberger. Klingt so dumm, dass es schon wieder authentisch wirkt.

Fantasynamen (für Elfen, Zwerge und Unholde aller Art)
Spukt eine ganze Liste von Namen in einer Tabelle aus, die sich dann ganz leicht kombinieren lassen; besonders nützlich, wenn man eine ganze Armee von Orks namentlich benennen muss.
Beispiele: Iok Cukok, Garriik Tikliik (klingt kitzelig), Doyokt Vorcdoct. Auf diese Namen kommt man auch mit noch so viel Nachdenken nicht von allein.

Da es eine umfangreiche Liste mit Generatoren bereits gibt, sei hier der Einfachheit halber auf die australische angelbliche Mutter oder Königin oder Göttin derselben verwiesen:

Namegenerators (englischsprachig)


...
Nun bin ich für eine neue Story tatsächlich auf der Suche nach Namen:

Zwei Typen erst mal, etwas doof, aber im Grunde harmlos und gutherzig, deutsch mit der Möglichkeit österreichisch zu sein. Mal sehen.

Marko Morgenmann (etwas zu alt)
Stefan Kohlbacher
Seiji Uehara-san
Nun ja, vielleicht hält sich diese Figur ja für den Nachfahren eines berühmten Ninjakämpfers..

Sonntag, Februar 07, 2010

Und täglich grüßt das Murmeltier

Was wäre, wenn...

... wir lange Zeit immer wieder den selben Tag erleben müssten, ohne Ausweg, nichts verändert sich in unserem Umfeld und vor allem geht alles immer wieder von vorne los, wenn wir morgens aufwachen. Wie bei Phil, so wunderschön lapidar gespielt von Bill Murry in der bekannten Zeitschleifenkomödie Und täglich grüßt das Murmeltier.

Nun schafft es Murry ja am Ende, sich der ewigen Schleife zu entledigen, indem er sich vom sarkastischen Misanthropen zu einem netten Allroundhelfer für Jung und Alt wandelt und so das Herz seiner lieben Arbeitskollegin Rita (Andie MacDowell) gewinnt.
Nachdem er all seinen Egoismus abgelegt hat, den er Tag für Tag am 2. Februar bis zum Exzess zelebriert hat, ist er nun endlich glücklich. Und Rita ist es auch. Und sie sind aus der Zeitschleife befreit und dürfen ihr Leben gemeinsam weiter führen, ohne sich jeden Tag von Neuem kennen lernen zu müssen.

Nun, leider ist genau da der Haken. Denn was uns der Film als Happy End verkauft, ist in Wahrheit der Anfang vom Ende.


Just in dem Moment, in dem zwei Menschen endlich glücklich vereint sind, auf Normalmodus umzuschalten, ist doch das Widersinnigste überhaupt! Zwei verliebte Menschen wünschen sich doch gerade, dass die Zeit stehen bleibt, nicht vergeht, dass der Tag sich ewig wiederholen möge. Und hier hat Phil diese Möglichkeit, und als er endlich zu seiner Liebe findet, schaltet sich die Uhr wieder ein - tick, tack, tick, tack - und das Leben geht einfach weiter.

Jaja, Rita hatte keine Erinnerung an die ewigen Wiederholungen, und deshalb ist dieser Ausbruch auch nötig, sonst müsste sie sich ja jeden Tag neu in Phil verlieben, damit sie beide glücklich sein können.
Aber ist es nicht trotzdem ein Widerspruch, so offensichtlich wahr und zugleich falsch?! Hat die Liebe einmal eingeschlagen, wünscht man sich nichts sehnlicher, als ein ewiges Leben in diesem Moment. Wiederholt sich der Moment aber dann, kann es dann Liebe bleiben, welche die Menschen zusammen schweißt?

Liebe braucht Raum für Veränderung, um bestehen bleiben zu können, ist in diesem Raum aber immer auch der Gefahr des Verwehtwerdens ausgesetzt.

Insofern muss ich mich im Bezug auf den Film korrigieren: Er ist weder blöd, noch unrealistisch, wenn er die Zeit im Unglück ewig lange anhält, um sie im Augenblick des größten Glücks wieder weiter laufen zu lassen.
Wahrscheinlich kommt er der Realität damit näher, als ich es wahr haben will.