Samstag, Februar 11, 2006

Das unsympatische Verhalten der Tyranniden beim Effektdreh

Donnerstag Nacht: Der Gedanke ist der Vater der Idee
Ein harter Arbeitstag gefolgt von einem harten Fernsehabend und harter Star Wars-Lektüre sorgt für die Unmöglichkeit des Seins beim Schlafen. Ich wälze mich von zwölf bis halb eins im Bett, versuche meine Gedanken zum Versiegen zu bringen, aber es klappt nicht. Ständig habe ich, inspiriert von einem kleinen Buch über die Special Effects bei George Lucas´ Sechs Streichen, einen Bluescreen vor meinem inneren Auge, vor dem sich allerhand Getier tummelt. Carnifexe, Zoantropen, Symbionten, Absorberschwärme, Tyranidenkrieger und Schwarmtyranten, alles nette Kollegen aus der Rasse der Tyraniden des Warhammer 40.000 Universums.
Um eins wird es mir schließlich zu blöd. Ich stehe auf und arbeite bis drei Uhr bei einem gemütlichen Bier an meiner Firmenlogoanimation für h-pix weiter, bis ich endlich wirklich nicht mehr geradeausblicken kann. Schließlich begebe ich mich doch noch erfolgreich zur Ruhe.

Freitag: Tyraniden im Kopf
Weil´s so schön war in der Nacht, arbeite ich fast den ganzen Tag weiter am h-pix-Logo. Der Hintergrund ist jetzt schwarz statt blau, das Logo selbst sieht nicht mehr wie aus Papier geschnitten, sondern wie aus Goldbarren gegossen aus, und ein kleines Feuerwerk sorgt für das richtige Licht auf die Firma des kleinen Einzelunternehmens. Sehr adrett und auch fast fertig.
Weil am Abend Besuch ins Haus steht, muss dann irgendwann doch noch etwas eingekauft werden, damit wir nicht mit leeren Händen in der eigenen Wohnung stehen, also Fahrt in den Europark. Und da sind sie wieder, oder eigentlich noch immer, die Tyraniden.
Der während des Tages luftgetrocknete und mittlerweile gut ausgehärtete Gedanke, selbst einen kleinen Effektshot mit einem Modell dieser Viecher herzustellen, um zu versuchen, ob ich das kann, führt dazu, dass mich meine Schritte weg vom Interspar nach hinten im Einkaufszentrum zum Schreibwarenwucherer Abraham tragen. Dort gibt es zwar nicht den erhofften blauen Karton, den ich für einen Bluescreen gebraucht hätte, dafür aber einen grüneren, als ihn die Polizei erlaubt. Mir genauso recht, also gekauft, dann Rest im Interspar eingesammelt, heim zum Besuch gefahren und den übrigen Abend mit Essen und Reden verbracht. Bin am Ende des Tages am Ende meiner Kräfte. Die eigentlichen Dreharbeiten müssen bis morgen warten.

Samstag: Leben und Sterben im Filmgeschäft
Gleich nach dem Aufstehen ist klar, dass sich die Dreharbeiten nun nicht mehr verzögern dürfen. Ich packe Kamera und Stativ aus und versuche in meinem Arbeitszimmer einen Platz für den Aufbau des Effektdrehs zu finden. Ich platziere die Miniatur eines Zoantropen hinter der Miniatur einer Gebäuderuine um der Szene etwas Leben einzuhauchen, und stelle dahinter den Abrahams grünen Karton als Greescreen auf. (Es muss selbstverständlich die Miniatur eines Zoantropen verwendet werden, weil ein ausgewachsenes Wesen dieser Art nicht nur zu bösartig und inexistent, sondern auch zu groß für mein Arbeitszimmer wäre.)
Ein Blick durch die Kamera zeigt mir, dass ich einige Stellen der Miniatur vor den knallgrünen Reflexionen des grünen Kartons schützen, fachsprachlich "abdecken" muss. Ich platziere also eine schwarze Flügelmappe links von dem Modell und eine ebenso schwarze Videokassette rechts davon, und das Ergebnis sieht schließlich ganz brauchbar aus. Dann heißt es: "Roll Camera!", und die grandiose Effekteinstellung wird zum ersten Mal gedreht. Der Zoantrop grinst zähnebleckend in die Kamera, während er über einer Gebäuderuine tront.
Dann kippt die Videokassette um, genau auf die Flügelmappe, die sich ihrerseits bemüßigt fühlt, auf die Zinnminiatur zu fallen, welche anschließend wie in Zeitlupe nach vorne kippt, über die Kante des Kastens und stürtzt mitsamt der Gebäuderuine in die Tiefe fällt. Und obwohl einige Kleidungsstücke den Aufprall des teuren bemalten Zinnklumpens am Boden abfedern, zerfällt der schreckliche Zoantrop in drei Teile und damit ist diese Einstellung auch schon gestorben.
Doch das Material ist im Kasten, die Szene abgedreht, alles weitere wäre ohnehin überflüssige Arbeit gewesen, und das Set hätte ohnehin nach Drehschluss wieder beseitigt werden müssen.

Zu hoffen bleibt nur, dass das entstandene Material auch brauchbar ist.

Dienstag, Februar 07, 2006

Darf es noch ein bisschen Zweiter Weltkrieg sein?

Aus aktuellem Anlass. Im Plural. Also aus Anlässen.

In diversen Foren wurde kürzlich über Erfolg oder Misserfolg des TV-Zweiteilers "Die Luftbrücke" (Produzent: Nico Hofmann) diskutiert, mir selbst wurde ein Stoff für ein Drehbuch in Aussicht gestellt, der "im Dritten Reich spielt, soviel darf verraten werden", im Kino hat eben noch Daniel Brühl Weihnachten an irgendeinder Front gefeiert ("Joyeux Noel", B&R Christian Carion), pausenlos werden die spannenden Werbeblöcke des Vorabendprogramms von History-Dokus über die NS-Zeit unterbrochen und nun liegt auch noch ein Lektorat zum Thema Kriegsende auf meinem Schreibtisch.
Gütiger Gott, gibt dieser faulige Kürbis immer noch Saft?!
Dabei ist mittlerweile offensichtlich, dass seit "Schindler´s List", "Train de vie", "Stalingrad" und zuletzt "Der Untergang" nichts wirklich Interessantes mehr zu dieser Epoche zu sagen ist.
Nachdem das Kino entdeckt hatte, dass doch nicht alle Deutschen gleichermaßen "Schuld" am Holocaust trugen, dass man sich der schrecklichen Vergangenheit auch mit einer Prise Humor nähern kann, ohne den Anstand zu verlieren, und dass Hitler seit 2004 neben einem psychopatischen Massenmörder auch ein Mensch war, will man uns nun endlich erzählen, dass auch in der Zeit zwischen 1938 und 1945 Menschen geliebt und gelitten haben? Nein!, was für eine Überraschung!
Vielleicht sollten wir diese grandiose Idee ausbauen und nach der "Luftbrücke" zum Beispiel einen Film drehen über zwei Freunde, die ihre große Liebe in Pearl Harbour entdecken?! Man könnte diese Handlung etwa gut in einem Dreistundenepos verstecken, indem man einer Bombe folgt, die aus dem Himmel darauf abgeworfen wird. Oder man könnte einen Haufen Müll in die Pampa werfen und zwei Soldaten Sex machen lassen, während über ihnen zwei Scharfschützen versuchen sich gegenseitig die Birnen wegzupusten. Oder man könnte einem Typen mit Dackelblick eine Liebe andichten, die über eine Violine funktioniert, nur gestört von ein paar Truppenbewegungen. Oder man könnte demselben Typen ein Funkgerät in die Hand drücken und ihm beim Weinen zusehen - am Besten über eine Verflossene am Waldesrand - während japanische Flugzeuge ein paar Löcher in den Golfrasen hauen.
Ja, wenn es noch so viel zu erzählen gibt, habe ich mich augenscheinlich geirrt. Es gibt noch EINE MENGE zu berichten über diese Zeit, von der wir einfach nicht genug kriegen können! Also nur zu, lasst uns an die Arbeit gehen! Hurra!

Zu etwas völlig anderem:
Woher kommen plötzlich all die Filme, in denen es um Fußball geht? - Reichen die Sportübertragungen zu WM, EM, FM und was noch alles nicht ?! Da gibt´s doch wirklich nichts Neues mehr seit Backhelm.
Oder hab ich was verpasst?

Montag, Februar 06, 2006

Das ewige "Ich muss jetzt erst mal"

Ist es nicht tragisch, wenn ein Titel bereits den kompletten Inhalt des zugehörigen Artikels vorweg nimmt? Wer liest das dann noch? Sie etwa?

Mit dem Schreiben - darum geht´s hier meistens - ist das so eine Sache. Vielleicht gibt es wirklich Menschen, die es rein aus dem inneren, tiefen Bedrüfnis heraus sich selbst und ihre Gedanken mitzuteilen fertig bringen ein ganzes Buch zu füllen. Aber daran glaube ich nicht, das bin ich nicht. Es hat wohl eher etwas mit Disziplin zu tun. Bei den meisten Autoren, die von sich behaupten, sie würden sich einschließen und an nichts anderes mehr denken als an ihre Figuren, sobald sie erst einmal angefangen haben zu schreiben, bei den meisten von ihnen hab ich eher das Gefühl, sie reden sich das nur ein, um die Zeit zu rechtfertigen, die sie damit vertrödelt haben, sich dazu zu motivieren überhaupt einmal in Ruhe Platz zu nehmen und loszulegen.
Erfolgsstories machen mich ja immer zweierlei: neidig und skeptisch. Das letztere folgt wahrscheinlich aus dem Unbehagen über ersteres, aber immer ist beides vorhanden. Neid bezieht sich dabei auf das Was, Skepsis auf das Wie, Ob und Warum.
Ich bin also, wenn ich anderer Leute Arbeitsergebnisse lese oder sehe, neidisch auf das, was sie geleistet haben, frage mich aber zugleich, wie sie das schaffen konnten, ob der Schaffensprozess vielleicht ganz anders gelaufen ist als ich glaube, dass er gelaufen ist (ein Paradoxon?), und warum ich glaube, dass er anders gelaufen sein könnte, als ich eigentlich glaube.
Mit anderen Worten, ich befinde mich beim Gedanken an anderer Menschen Werke immer in einem selbstreflexiven Dilemma, das mir durchaus als solches bewusst ist, das ich aber zugleich auch kaum umgehen kann.
Denn: Bewusstsein ist schön, Handeln ist besser. Weiß man schon aus der Dramaturgie. Denn Bewusstsein fördert keine Ergebnisse, Handeln schon.
Weshalb ich schließlich auch hier sitze, um "erst mal" irgendetwas zu schreiben, anstatt mir nur bewusst zu sein, dass ich etwas schreiben muss, um etwas zu produzieren. Wenn ich also hier meinen Gedanken in schreibender Form freien Lauf lasse, dann nur, um mich davon abzulenken, dass ich etwas Wichtigeres zu schreiben hätte, von dem ich nur noch nicht weiß, was es ist, und bei dem ich momentan noch zu faul bin, mir über die Frage, was es sein könnte, mehr Gedanken zu machen, als leicht geht.

Es wäre schön, auf diese Weise einen Fortsetzungsroman schreiben zu können.
Konjunktiv, ich liebe dich.

Sonntag, Februar 05, 2006

Sättigungspunkt beim Serienfernsehen

Wie hoch können Träume fliegen - vor allem, wenn man den ganzen Tag auf der Couch verbringt? Könnte es nicht sein, dass sie von da aus gar nicht erst abheben? Nein, der Konjunktiv ist hier fehl am Platz. Es ist so. Auf der Couch baut man kein Raumschiff. Man träumt nur davon es zu tun. Oder sieht anderen dabei zu.

Aber - EDITOR: darf man das schreiben? will ich das schreiben? - KLAPPE!!! Faden?

Ich denke, der Sättigungspunkt ist immer noch nicht erreicht. Es fehlt das letzte Quäntchen Ekel vor mir selbst als Couchpotatoe, bevor ich die Fernbedienung weglegen kann.
Natürlich deutet das darauf hin, dass ich Schwierigkeiten habe, Entscheidungen zu treffen. Schickt mich zum Psychiater, der kann sich dann was anhören!

Ich geh wieder Fernsehen.

Samstag, Februar 04, 2006

Eröffnungsgerede

Kaum wirkliche Zeit ist vergangen, seit die Kunde vom BLOG mich erreicht, als ich auch schon mich auf meinem Allerwertesten sitzend anschickte dieses große Abenteuer des Wewewe zu beginnen. Denken wir zurück an die altehrwürdigen Zeiten, da sich in unseren Gehirnen noch einfache Worte formten, um mit Tinte auf Papier gemalt zu werden, so können wir uns des Eindrucks einer gewissen Veränderung der Gewohnheiten kaum erwehren. Nur die Allwissende Mutter hat vielleicht eine Ahnung, ob es sich dabei tatsächlich um einen Fortschritt handelt.

Da ich gerade dabei bin, will ich an dieser Stelle auch gleich festhalten, was dieser Blog bezwecken möchte, woher er kommt und so.
Wen es interessiert, woher die Namen und Bezeichnungen des Blog-Umfeldes hierbei kommen - die so schön genannten Metadaten - der sei auf meinen persönlichen Helden, den absolut besten Autor des Universums verwiesen: Iain M. Banks. (Soweit zur Homage.)

Der Blog soll, um an die ergangene Ankündigung einer Erklärung anzuknüpfen, eine Schreibplattform sein, in der ich genau das mache, was ich sonst in auf geduldigen .doc-Dateien mache, nämlich einfach schreiben ohne viel zu denken. Zweck der Übung ist dabei die Befreiung des Geistes von Watte, Rauch und dummen Ideen, die jeweils für sich immer wieder stark genug werden, um einen Auslass aus der Höhle der grauen Masse zu fordern.
Die Frage der Zensur bleibt aber auch hier in jedem Fall aktuell, wenn auch nur die der Selbst-Ebendieser. Denn bereits beim Einleiten des Anfangs zu Beginn fiel mir auf, dass eine gewisse Stimme in meinem Hinterkopf - der sogenannte Editor - immer wieder versuchte, seinen Senf zum abgesonderten Schmarrn beizusteuern; eine wahrlich grauenerregende Mischung. Und so bleibt der ewige Kampf zwischen Creative Head und Editor wohl bis ans Ende meiner Tage ein Thema, das hier vorerst nur in wenigen Worten gestreift werden hat sollen.

Ideenforum: Wie markiere ich nach Vollendung eines Blogs Ideen, die ich für festhaltenswert halte? Am besten kursiv. Danke.

Ja, diese Form der Tagebucheintragung gleicht dem verzweifelten Versuch, sich mit Hilfe eines kleinen Stöckchens auf einem Lastwagenreifen balancierend durch die Stromschnellen des Streams of Consciousness zu manövrieren. Was für eine schöne Metapher! - Halt´s Maul, Editor!

So, und nachdem ich jetzt zum tausendsten Mal aufgesprungen bin, um bei Julias Computer irgendwas auszuhelfen, werfe ich für den Moment auch schon wieder das Handtuch.