Donnerstag Nacht: Der Gedanke ist der Vater der Idee
Ein harter Arbeitstag gefolgt von einem harten Fernsehabend und harter Star Wars-Lektüre sorgt für die Unmöglichkeit des Seins beim Schlafen. Ich wälze mich von zwölf bis halb eins im Bett, versuche meine Gedanken zum Versiegen zu bringen, aber es klappt nicht. Ständig habe ich, inspiriert von einem kleinen Buch über die Special Effects bei George Lucas´ Sechs Streichen, einen Bluescreen vor meinem inneren Auge, vor dem sich allerhand Getier tummelt. Carnifexe, Zoantropen, Symbionten, Absorberschwärme, Tyranidenkrieger und Schwarmtyranten, alles nette Kollegen aus der Rasse der Tyraniden des Warhammer 40.000 Universums.
Um eins wird es mir schließlich zu blöd. Ich stehe auf und arbeite bis drei Uhr bei einem gemütlichen Bier an meiner Firmenlogoanimation für h-pix weiter, bis ich endlich wirklich nicht mehr geradeausblicken kann. Schließlich begebe ich mich doch noch erfolgreich zur Ruhe.
Freitag: Tyraniden im Kopf
Weil´s so schön war in der Nacht, arbeite ich fast den ganzen Tag weiter am h-pix-Logo. Der Hintergrund ist jetzt schwarz statt blau, das Logo selbst sieht nicht mehr wie aus Papier geschnitten, sondern wie aus Goldbarren gegossen aus, und ein kleines Feuerwerk sorgt für das richtige Licht auf die Firma des kleinen Einzelunternehmens. Sehr adrett und auch fast fertig.
Weil am Abend Besuch ins Haus steht, muss dann irgendwann doch noch etwas eingekauft werden, damit wir nicht mit leeren Händen in der eigenen Wohnung stehen, also Fahrt in den Europark. Und da sind sie wieder, oder eigentlich noch immer, die Tyraniden.
Der während des Tages luftgetrocknete und mittlerweile gut ausgehärtete Gedanke, selbst einen kleinen Effektshot mit einem Modell dieser Viecher herzustellen, um zu versuchen, ob ich das kann, führt dazu, dass mich meine Schritte weg vom Interspar nach hinten im Einkaufszentrum zum Schreibwarenwucherer Abraham tragen. Dort gibt es zwar nicht den erhofften blauen Karton, den ich für einen Bluescreen gebraucht hätte, dafür aber einen grüneren, als ihn die Polizei erlaubt. Mir genauso recht, also gekauft, dann Rest im Interspar eingesammelt, heim zum Besuch gefahren und den übrigen Abend mit Essen und Reden verbracht. Bin am Ende des Tages am Ende meiner Kräfte. Die eigentlichen Dreharbeiten müssen bis morgen warten.
Samstag: Leben und Sterben im Filmgeschäft
Gleich nach dem Aufstehen ist klar, dass sich die Dreharbeiten nun nicht mehr verzögern dürfen. Ich packe Kamera und Stativ aus und versuche in meinem Arbeitszimmer einen Platz für den Aufbau des Effektdrehs zu finden. Ich platziere die Miniatur eines Zoantropen hinter der Miniatur einer Gebäuderuine um der Szene etwas Leben einzuhauchen, und stelle dahinter den Abrahams grünen Karton als Greescreen auf. (Es muss selbstverständlich die Miniatur eines Zoantropen verwendet werden, weil ein ausgewachsenes Wesen dieser Art nicht nur zu bösartig und inexistent, sondern auch zu groß für mein Arbeitszimmer wäre.)
Ein Blick durch die Kamera zeigt mir, dass ich einige Stellen der Miniatur vor den knallgrünen Reflexionen des grünen Kartons schützen, fachsprachlich "abdecken" muss. Ich platziere also eine schwarze Flügelmappe links von dem Modell und eine ebenso schwarze Videokassette rechts davon, und das Ergebnis sieht schließlich ganz brauchbar aus. Dann heißt es: "Roll Camera!", und die grandiose Effekteinstellung wird zum ersten Mal gedreht. Der Zoantrop grinst zähnebleckend in die Kamera, während er über einer Gebäuderuine tront.
Dann kippt die Videokassette um, genau auf die Flügelmappe, die sich ihrerseits bemüßigt fühlt, auf die Zinnminiatur zu fallen, welche anschließend wie in Zeitlupe nach vorne kippt, über die Kante des Kastens und stürtzt mitsamt der Gebäuderuine in die Tiefe fällt. Und obwohl einige Kleidungsstücke den Aufprall des teuren bemalten Zinnklumpens am Boden abfedern, zerfällt der schreckliche Zoantrop in drei Teile und damit ist diese Einstellung auch schon gestorben.
Doch das Material ist im Kasten, die Szene abgedreht, alles weitere wäre ohnehin überflüssige Arbeit gewesen, und das Set hätte ohnehin nach Drehschluss wieder beseitigt werden müssen.
Zu hoffen bleibt nur, dass das entstandene Material auch brauchbar ist.
Samstag, Februar 11, 2006
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