Freitag, Februar 19, 2010

Hobbyist von Beruf


Wie schön wäre es doch, nie wieder arbeiten zu müssen! Nur noch das tun, was man will, nie mehr das, was man muss, und am liebsten alles tun, was man kann, aber nicht darf.
Der Traum vom Nichtstun, vom Schlaraffenland, in dem Honig statt Wasser in den Bächen fließt, ist so alt wie Gottes gemeine Worte: "Im Angesicht deines Schweißes sollst du dein Brot essen, bis du zum Ackerboden zurück kehrst (du nichtsnutzige, faule Menschensau du)!" (Genesis 3, 19.)

Wir müssen nun mal arbeiten, daran führt, zumindest für die meisten von uns, kein Weg vorbei. Und ja, das betrifft auch mich, auch wenn ich im Winter oft eher Däumchen drehe, weil aufgrund der jährlichen, jahreszeitlich bedingten Winterpause fast keine Jobs reinkommen.

Nun hab ich mir ja eine Arbeit gesucht, die mir wirklich Spaß macht, die ich gern mache und die ich gegen keine andere Arbeit tauschen möchte. Als Continuity verdiene ich mein Geld, bin auf Filmsets immer wirklich mitten im Geschehen, anstatt Zaungast zu bleiben, ohne dabei den Druck zu haben, große Entscheidungen fällen zu müssen; das dürfen ruhig meine Chefs machen, der Regisseur am Set in erster Linie, und der Produktionsleiter im Hintergrund. Ich kann also zufrieden sein.

Nur, dass ich eigentlich mehr möchte. Jedes Jahr kommt irgendwann der Punkt, an dem ich mir denke: "Eigentlich wolltest du doch selber Filme machen! Und jetzt arbeitest du für andere, damit deren Visionen zustande kommen." Das ist, wie gesagt, nicht schlimm, aber es wurmt mich, vor allem auch deshalb, weil ich in den Wintermonaten, in denen ich genügend Zeit hätte, eigene Projekte voran zu treiben, meist wie gelähmt bin und überhaupt nichts auf die Reihe kriege. Der Gedanke "was ich nicht alles tun sollte" führt einzig dazu, dass ich mit meinem Hintern auf den Händen sitzen bleibe.

Mein Hobby habe ich zu meinem Beruf gemacht, aber weitergehen tut gar nichts. Und darum mache ich meinen Beruf jetzt wieder zum Hobby.

Das bedeutet nicht, dass ich meinen Job als Continuity an den Nagel hänge, ganz im Gegenteil. Job ist Job und ist nötig wegen Kohle zum Heizen und warmen Zehen und so. Aber das Selberfilmemachen soll wieder einen anderen Stellenwert bekommen.

Es soll Spaß machen, wenn ich mich hinsetze um eine verrückte Geschichte zu schreiben, in der zwei Typen die Welt retten, indem sie eine DVD in den Videoladen zurück bringen. Ich will Lust haben auf kleine, wilde Lowbudget Drehs, die null Kohle bringen, aber bei denen man mit motivierten Leuten zu tun hat! Und ich will keinen Druck mehr haben, dass ich "endlich meinen nächsten Film machen muss"! - Davor lauf ich sowieso immer davon, also wozu sich quälen?


Schreiben als Hobby bedeutet, dass ich es machen kann, wenn ich Lust habe, und wenn ich keine Lust habe, habe ich keinen Druck. Ist doch schön. Wozu leb ich denn sonst?!

Und sterben werde ich sowieso.

Wünscht mir Glück!

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