Trotz früher Frühjahrsmüdigkeit bewegt mich der gestern behandelte Gedanke immer noch. Im Bemühen, produktiv zu sein, und in der Hoffnung, dies zu bleiben, hängt meine eigene Vergänglichkeit stetig mit mir rum, auf dem Sofa, im Bett, im Auto sowieso, auch im Café-Haus. Zur Erinnerung:
Ich werde sterben.
Weil diese drei einfachen Worte für mich so viel Ähnlichkeit mit den Worten "Ich liebe Dich" haben, zumindest, was die Gewichtigkeit ihrer Bedeutung anbelangt, bin ich tatsächlich am überlegen, diese in einem verspäteten Anflug von Neujahrsenthusiasmus zu meinem Motto für das bereits laufende Jahr 2010 zu machen.
Und weil Neujahrsvorsätze auch immer noch ein Thema sind (die meisten werden die ihren, wenn sie nur ein wenig ähnlich geartet sind wie ich, also menschlich und nicht hyperdiszipliniert oder krankhaft neurotisch, bereits gebrochen haben), werde ich mir in den nächsten zwei Wochen auch noch einen Vorsatz überlegen, den ich nicht unbedingt brechen muss; das ist mein Vorsatz bis dahin.
Er sollte sich natürlich an einem Hauptlebensbereich orientieren - Beruf, Beziehung, Wohnung, Körper, Bildung oder Ähnlichem - aber so etwas braucht bekanntlich Zeit um sich zu entwickeln, und ich will mich noch nicht sofort festlegen.
- Was ja eigentlich schon ein Thema für einen Vorsatz wäre, oder ein Vorsatz selbst: Entscheidungen treffen.
Entscheidungen zu treffen ist ja nicht wirklich meine Stärke, wozu sich nicht unbedingt vorteilhaft die Schwäche gesellt, einmal getroffene Entscheidungen dann nicht einzuhalten. Es ist fast schon ein Running Gag, auf eine Entscheidungsfrage, zu deren Beantwortung ein klares "Ja" oder "Nein" vollends genügen würde, ein zutiefst österreichisches "Schau ma mal" zu setzen, die sicherste Methode, weder in der Gegenwart noch in der Zukunft irgendetwas entscheiden zu müssen oder gar etwas zu erreichen.
Ich bin ja nun mal Österreicher, und als solcher ein in dieser Beziehung so typisches Exemplar, dass der Ärger darüber, mich nicht entscheiden zu können, mich beinah zum Ärger über meine Herkunft verleiten könnte, wäre da nicht der vermeintlich rettende Umstand, dass ich mich gar nicht erst aufraffen kann, mich darüber zu ärgern, so zu sein, wie ich nun mal bin.
Auffällig in diesem Zusammenhang ist eine zweite zutiefst österreichische Eigenschaft, nämlich jene der Verwendung des Konjunktivs, vorzugsweise in der Möglichkeitsform (Konjunktiv I), die wiederum keine Entscheidung zu und im Gegenzug dafür alles offen lässt.
(Die zweite Form des Konjuktivs - conjunktivus irrealis oder Konjunktiv II - ist im Österreichischen ebenfalls weit verbreitet, vor allem, wenn man über sich selbst und verpasste Möglichkeiten reflektiert, und sie scheint bei näherer Betrachtung durchwegs aus dem bereits erwähnten Konjunktiv I zu resultieren. Sie findet gängigen Gebrauch im geflügelten "Hätt i, tat i, war i" - einem ironisch resignativen Ausdruck alternden Selbstbedauerns nach verpassten Chancen, auch Looser- oder Verliererkonjunktiv genannte.)
Damit soll nun, wenn denn in den nächsten Wochen tatsächlich eine Entscheidung fallen sollte, wenn schon nicht endgültig, so zumindest vorläufig, Schluss sein! Ein für Allemal, vielleicht!
Da ich sterben werde, kann es sicherlich nicht schaden, an Vorsätzen zu arbeiten, zumindest, solange es nicht zu spät ist.
Nachtrag:
Ich erinnere mich nun übrigens doch, zwei Vorsätze für 2010 formuliert zu haben. In der Einhaltung aber ist mir bislang nur wenig Erfolg beschieden gewesen:
1. Täglich mindestens eine halbe Stunde schreiben. (Vorsatz gebrochen nach drei Tagen.)
2. Durch Poker mein Spielkonto bis Ende des Jahres auf 20.000 US-Dollar aufstocken. (Zur Zeit bin ich 20.200 US-Dollar davon entfernt.)
Freitag, Februar 05, 2010
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Ich empfehle folgenden Vorsatz: Filme machen. Heute, nicht morgen. Die Möglichkeit des Scheiterns erlauben, weil dann auch die Möglichkeit des Gelingens besteht.
AntwortenLöschenSchau ma mal...
AntwortenLöschenSpontanität zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
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